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15.03.15

Schule und der Ernst des Lebens

Schule und der Ernst des Lebens
 
Gastbeitrag von Pappa von P.

Was wohl die meisten Eltern gemeinsam haben, ist der Wunsch, ihre Kinder möglichst gut auf das Leben vorzubereiten. Als Erwachsene sollen sie den Herausforderungen gewachsen sein, die sich ihnen dann stellen. Zu wissen, welche Herausforderungen das in 10, 15 oder 20 Jahren sein werden, ist dabei sicherlich die eine Schwierigkeit. Die will ich hier jetzt aber bewusst ausblenden und stattdessen der Frage nachgehen, was aktuell eigentlich die Herausforderungen der Welt sind und wie Kinder sich darauf am besten vorbereiten können.
 
Erhellendes Erlebnis Nr. 1: Erwartungen an die Schule
Unser Sohn geht ja in eine Montessori-Kleinkindgemeinschaft und dort war ich neulich auf dem Vortrag des Leiters der Montessori-Schule, mit der eine intensive Zusammenarbeit besteht. Seiner Erfahrung nach gibt es Eltern, die Montessori für die ersten Lebensjahre ihrer Kinder gut finden (Motto „unbeschwerte Kindheit“) und dann aber spätestens nach der vierten Schulstufe ihr Kind auf eine Regelschule geben. Einerseits, weil manche es nicht aushalten, ihr Kind nicht auf einem Gymnasium zu haben, zum anderen aber wohl auch mit dem Gedanken, dass sie dort besser auf den „Ernst des Lebens“ vorbereitet würden. Ist halt nicht alles so schön frei, selbstbestimmt und frei von Druck im „echten“ Leben, wie in Montessori-Einrichtungen. The Full Montessori spricht von einer Blase und fragt, ob diese zum Platzen gebracht werden müsste.

 
Erhellendes Erlebnis Nr. 2: Erwartungen im Arbeitsleben
Knapp eine Woche nach dem Schulvortrag sitze ich in einem Auftragsklärungsgespräch mit einem Bereichsleiter, der für die drei Abteilungen seines Bereichs eine Teamklausur durchführen möchte. Was ich unter anderem höre ist, dass die Zusammenarbeit besser werden soll, dass sich die Leute nicht von selber einbringen und der Umgang mit Fehlern zu wünschen übrig lässt. Es bestünde eine große Angst, Fehler zu machen und wenn welche passieren, darüber zu reden. Dabei wäre es in seinem Bereich sehr wichtig, Fehler schnell zu beheben und für die Zukunft daraus zu lernen. Für Unverständnis sorgte, dass – nach Aussage der Führungskraft – noch nie jemandem bei einem Fehler der Kopf abgerissen worden sei und er sich die Angst daher nicht erklären könnte.

Den konkreten Fall will ich nicht bewerten, schließlich habe ich nur eine Seite gehört und „man steckt halt nicht drin“. Aber zumindest liefert es einen guten Einblick in aktuelle Erwartungen im modernen Arbeitsleben. Es wird ja immer wieder betont, wie komplex, dynamisch und unvorhersehbar alles geworden ist. Mit „Dienst nach Vorschrift“ kommt man da häufig nicht weit, sondern eher mit der Fähigkeit, im Zusammenspiel mit anderen brauchbare Lösungen für neue und komplexe Probleme zu finden.


Was lernen wir denn eigentlich in Schulen?
Wissen vs. Kompetenzen
Zuerst denken wir wahrscheinlich an bestimmte Inhalten und Faktenwissen, das wir in der Schule lernen und grundlegende Kompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Ich glaube, hier lässt sich noch relativ schnell und einfach feststellen, dass Kinder in Montessori-Schulen nicht schlechter sind, als jene in Regelschulen (bzw. wie laut Schulleiter die zuständige Schulinspektorin feststellte eher etwas weiter). Aber dann gibt es ja noch die heute so vielbeschworenen „Schlüsselkompetenzen“ und Zweifel kommen wohl eher aus der Richtung, dass Montessori für eine „Kuschelpädagogik“ gehalten wird (1) und die Kinder nicht die nötige „Härte“ und andere Kompetenzen mitbekommen würden, um in der Leistungsgesellschaft bestehen zu können. (2) Auf das Thema „Leistung“ will ich jetzt gar nicht eingehen, das ist wohl noch einmal ein eigenes Thema. Interessanter finde ich jetzt den Vorbereitungsgedanken auf das spätere Arbeitsleben. Was machen wir bei der Arbeit und was lernen wir dafür in der Schule?
 
Prüfungen und Noten
Wo ich häufig emotionale Reaktionen erlebe, ist beim Thema Noten. Für viele, die selbst in einem solchen System groß geworden sind, ist es schwer vorstellbar, wie eine Schule ohne Noten funktionieren kann. Abgesehen vom Zweifel an der Funktionsfähigkeit des Benotungssystems an sich (3), was ich in der Argumentation nie verstehe ist, wie Noten auf den „Ernst des späteren Lebens“ vorbereiten sollen. Nach der Schule habe ich Noten nur noch ein einziges Mal erlebt: in der Uni - weswegen Schulnoten wohl vor allem für den Universitätserfolg ein guter Prädiktor sind (4), aber nicht für den Berufserfolg (5). Bei der Arbeit werde ich zwar auch bewertet, aber qualitativ. Außerdem werde ich direkt für meine Arbeit und meine Ergebnisse bewertet und nicht für Aufgaben, die nur zum Zweck der Benotung gestellt werden. Kurz gesagt: In der Schule lernen wir Prüfungen zu bestehen und gute Noten zu bekommen; im Arbeitsleben müssen wir aber reale Probleme lösen und dazu häufig erst die richtigen Fragen selber stellen (zumindest wenn es sich nicht um Fließbandjobs handelt, die auch durch Roboter ersetzt werden könnten).
 
Arbeitsteilung und Zusammenarbeit
Vor allem basieren moderne Wirtschaften auf dem Gedanken der Arbeitsteilung. Es machen nicht alle dasselbe. Man kann sich auf etwas spezialisieren – im Idealfall sogar auf etwas, das einem besonders gut liegt und/oder Spaß macht. Die Ergebnisse meiner Spezialisierung kann ich dann mit anderen tauschen, die etwas anderes besser gemacht haben, als ich es hätte machen können. Oder ich arbeite mit anderen Spezialisten zusammen, um etwas Komplexes zu erzeugen, das niemand von uns alleine hinbekommen hätte. In der Schule müssen alle das Gleiche machen und Zusammenarbeit mit anderen im Rahmen von Prüfungen wird als Schummeln bestraft. Je mehr ich drüber nachdenke und lese, desto mehr stelle ich mir die Frage, ob die Regelschule überhaupt auf den Ernst des Lebens vorbereitet? (6) Macht das Leiden unter Stress und Wettbewerbsdruck schon in der Schule wirklich härter und fitter für das Berufsleben? Als jemand, der sich beruflich mit den Kompetenzen von Menschen im Berufsleben befasst, finde ich das Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein, die Selbständigkeit und Problemlösungskompetenz von Montessori-Kindern sehr beeindruckend. (7)


Literatur
(1)    Raapke, Hans Dietrich (2011), Montessori heute – eine moderne Pädagogik für Familie, Kindergarten und Schule, 4. Auflage, Rohwolt Taschenbuchverlag, Reinbek bei Hamburg, S. 22-23.
(2)    Wahrscheinlich schon ein Klassiker zu Anforderungen der Zukunft und dem aktuellen Schulsystem, die berühmte TED-Rede von Ken Robinson: http://www.ted.com/talks/ken_robinson_how_to_escape_education_s_death_valley
(3)    Die Noten-Lüge, Zeit Campus Nr. 02/2013, http://www.zeit.de/campus/2013/02/notenvergabe-hochschulen-ungerechtigkeit
Noten sind ungerecht und subjektiv, Süddeutsche Zeitung Online, 17.2.2014, http://www.sueddeutsche.de/bildung/zensuren-in-schulzeugnissen-noten-sind-ungerecht-und-subjektiv-1.1286734
Studie: Aussagekraft von Noten „fragwürdig“, Die Presse vom 2.1.2014, http://diepresse.com/home/bildung/schule/1512441/Studie_Aussagekraft-von-Noten-fragwurdig
(4)    Uni-Zugang: Schulnoten sagen Studienerfolg besser voraus als Tests, derstandard.at, 11.4.2013, http://derstandard.at/1363707659725/Uni-Zugang-Schulnoten-sagen-Studienerfolg-besser-voraus-als-Tests
(5)    „Warum unsere Personalauswahl nichts taugt – und was Noten (nicht) aussagen! (Teil 2), 28.10.2013, http://www.hzaborowski.de/2013/10/28/teil-2-von-warum-unsere-personalauswahl-nichts-taugt-und-was-noten-nicht-aussagen/
(6)    In diesem Sinne auch der Blogbeitrag zur „Montessori-Bubble“, der Dr. Steve Hughes mit der Gegenfrage zitiert "Which is the real bubble?": https://thefullmontessori.wordpress.com/2015/03/13/bursting-the-montessori-bubble/
(7)    Über einige erfolgreiche Montessori-Alumni schreibt das Wall Street Journal: http://blogs.wsj.com/ideas-market/2011/04/05/the-montessori-mafia/

14.03.15

Weiter lesen :: Olvasva

Letztes Mal habe ich hier darauf hingewiesen, wie es bei mir zur „Jagd“ nach Montessori-gerechten, schön illustrierten Kinderbüchern kam. Diesmal nur kurz über die neuesten Entdeckungen:
 
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Az előző könyves bejegyzésben (itt) már hivatkoztam a Montessori-pedagógia fikcióról alkotott elméletére. Ìme pár új felfedezés, válogatás a kedvenc könyvek közül:
Mit etwa 2,5 Jahren hat P. jeden Abend das Buch „Warte, warte – wo willst du hin?“ mindestens einmal selber erzählt oder sich erzählen lassen. Das Buch ist wunderschön, mit den subtilen Illustrationen von Kamako Sakai und wenig Text, der sich immer wiederholt (Nakawaki Hatsue). Mein Lieblingsbuch und P. hat es – eine Zeit lang – auch sehr gemocht. Fundstelle: fabelwelt.
P. két és fél évesen élvezte és minden este legalább egyszer elmesélte a Warte, warte – wo willst du hin?// Várj, várj – hova futsz? c. könyvet. Kevés szöveg (Nakawaki Hatsue) és Kamako Sakai gyönyörű illusztrációi!
 
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Im Dezember, um die Zeit herum als Oma zu Besuch war und wir gemeinsam Kekse gebacken haben, war die Geschichte von Rosa, dem kleinen Mädchen und ihrer Oma (von Lena Anderson) ein Hit. Wenig Text, sich selbst erklärende Illustrationen und die bekannte Szene mit dem Kuchenbacken, „wo die Oma verbrennt“ – das war das Attribut dieses Buches, wie das P. immer wieder gesagt hat. Fundstelle: Kunterbuch.
Decemberben - Oma látogatása körül, amikor együtt sütöttünk adventi kekszet – nagy kedvenc volt Rosa története (Lena Andersontól).  P. mindig kérte, hogy azt a könyvet olvassuk, „ahol Oma elég“ (ti. megégeti az ujját a forró süteménnyel).

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Es ist gar nicht so einfach, ein schön illustriertes Kinderbuch über die „echte“ Weihnachtsgeschichte zu finden: das von Anselm Grün ist ein gelungenes Exemplar (via Amazon).
Nem könnyű szépen illusztrált gyerekkönyvet találni a karácsonyi történetről: Anselm Grün könyve egyike a jó találatoknak.

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Weiters ein kleines Winterbuch und dazu ein passendes Memo-Spiel mit den zarten Illustrationen von Brigitte Baldrian. Fundstelle: GEA/Waldviertler.
Téli könyv még az alábbi és hozzá memóriakártyák Brigitte Baldrian gyönyörűséges rajzaival.

Was lest ihr vor? /// Ti mit olvastok?
 
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